Werner Lutz Handschrift

Lyriker und Maler

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«‹Nur wahre Hände schreiben wahre Gedichte›. Als Paul Celan 1955 diese kleine poetische Hand-Lehre formulierte, hatte er sein Welt- und Sprachvertrauen schon weitgehend verloren. Für Werner Lutz war der Celan-Satz aus der Anthologie ‹Mein Gedicht ist mein Messer› wohl eine Herausforderung — eine Herausforderung zum Widerspruch gegen Celans verzweifelte Negativität. Lutz' Schreiben zielt von Beginn an auf die Wiedergewinnung jenes Weltvertrauens, die Celan aufgrund seiner historischen Erfahrung für verloren ansah. Hand Lehmhand Steinhand / Hand der Linien / der Zeichen / Handschriftenhand / Gedächtnishand / Schattenschöpfhand. Auch hier also erscheint Dichtung als eine Sache der Hände: Formend, gestaltend, lesend, dechiffrierend erstellt der Dichter einen Umriss der Welt. Ziel dieser Gedichte ist es, die ‹kleinen Dinge› und kurz aufblitzenden Wahrnehmungsmomente in eine schwebende Balance zu bringen. Aus unscheinbarsten Bewegungen und flüchtigsten Momenten gewinnt dieser Autor seine poetischen Augenblicke — und man folgt fasziniert dem Weg einer Farbe: Hat doch einer / ein Rosa verfolgt / von hier
bis Isfahan …
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Michael Braun, Basler Zeitung, 2002