Werner Lutz Handschrift

Lyriker und Maler

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«Nun hat Werner Lutz zur Prosafeder gegriffen und eine Erzählung geschrieben. Sie heißt Hügelzeiten und ist im Waldgut erschienen. Achtzig Seiten ist sie lang, ein Meisterwerk wie von einem fernöstlichen Tuschzeichner mit helvetischen Augen»

Hansjörg Schneiders Kolumne, Online Reports

«Werner Lutz' Erzählung Hügelzeiten ist ein literarisches Kleinod. Einer verlässt die Stadt, um in der Abgeschiedenheit seine Trauer zu sammeln. Er ist ganz Ohr, die Antenne nach innen gerichtet, doch hin und wieder vermag er seine Sinne unverstellt nach außen zu öffnen und mit dem Blick des Traumsehers zu erkennen, was ihn umgibt. Die feine Wolkenspur des Flugzeuges am Himmel, der tobende Sturm, die Bergler am Fuße des Hügels. Werner Lutz sucht kein einigendes Band für seine Wahrnehmungen und Empfindungen, er belässt ihnen ihren Eigensinn. Die beschwerliche Reise in die inneren Abgründe währt eine gute Weile. dann meldet sich die andere Stimme wieder: Ich hatte es satt, dieses uferlose, kontemplative Leben, das Insichversinken, die ewige Nabelschau.»

Beat Mazenauer, www.culturactif.ch/ecrivains/lutzhugel.htm

«Hügelzeiten: Ein Ich-Erzähler hat sich zurückgezogen auf einen Hügel, dort lebt er nun in einem alten Haus. Der Stadt hat er den Rücken zugekehrt, gelegentlich kommen Nachrichten von dort, Freunde schauen vorbei. Noch zwei, drei Mal fällt ihm ein, was er hinter sich gelassen hat: all die Hast, das Durcheinander, das Hinundher der Stadt, die vielen Termine, den schnellen Puls und die straff gespannten Nerven.

Währen dem Hügelbewohner die Vergangenheit allmählich zu entschwinden beginnt, wird ihm die neue Umgebung dafür umso deutlicher. Er sammelt Eindrücke, und er ist dabei zuweilen ein melancholischer Sammler. Pflanzen, Tiere, alles interessiert ihn, das Wetter, der Wechsel der Jahreszeiten und damit auch deren Wiederkehr. Hier oben gelten andere Regeln, denn Regeln gibt es natürlich auch hier. Die Natur macht ihre spürbaren Vorgaben, damit ist auszukommen, solange man sich darauf einlässt.

Hier heimisch zu werden, auf diesem Hügel, der beinahe ein kleines Universum darstellt, fällt nicht leicht. Idyllen sehen anders aus. Aber eine Idylle soll das gar nicht sein, was der Erzähler hier oben sucht. Und was er stattdessen vor allem findet, sind Momente einer eigentümlichen Ruhe. Darin lässt sich nachdenken über alles Mögliche. Über die Linie etwa. Über die Farben. Über das Warten. Vermag, so fragt er sich beispielsweise einmal, vermag ein Ding ein anderes wahrzunehmen? Einfach ist diese Frage nicht, auch darum nicht, weil die Dinge bekanntlich eher schweigsam sind und eine stellvertretende Antwort schnell zur Hand wäre.»

Martin Zingg, Basler Zeitung, 2001