Werner Lutz Handschrift

Lyriker und Maler

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«Kann ein Gedicht einem anderen Gedicht antworten, ist ein Dialog möglich? Diese Frage begann mich zu beschäftigen, als ich an der neuen Gedichtsammlung arbeitete. Sie wurde zu einer Herausforderung. Schnell wurde mir klar, dass es diese Möglichkeit gibt. Ein Gedicht kann einem anderen Gedicht zustimmen, kann es ergänzen, kann ihm aber auch widersprechen, oder beides zugleich. Und wie weit darf ich gehen, ohne die Gedichte einer strengen Dressur zu unterwerfen, und sie damit zu schädigen?

Um es der Leserin, dem Leser, etwas leichter zu machen, habe ich die zwei Gedichte, die etwas mit sich zu schaffen haben, auf je eine Doppelseite gesetzt: Links das eher weit gefasste, rechts das eher konzentrierte.

Für die Gedichte selber, um sie einzufangen, um sie zu schreiben, habe ich mir viel Zeit gelassen. Und die Zeit ihrerseits hat mitgemacht und ist langsamer geworden, geduldiger. Ich konnte diese Gedichte sozusagen mit einem steten, gleichmäßigen Puls erarbeiten. Ich weiß, das Gedicht erträgt keine Zwänge, keine Hetze. Es erträgt auch den Ehrgeiz des Schreibenden nicht. Für mich hat das Gedicht elementare Werte, grundsätzliche, die nicht von jeder Mode, jeder Tendenz, fortgeblasen werden können. Und dann ist da noch jene staubfeine Sinnlichkeit, jene flackernde Bildhaftigkeit zu nennen, die in den wenigen Zeilen eines Gedichtes vorhanden sein sollten.»

Werner Lutz, einige Worte aus dem Vorwort zu ‹Die Ebenen meiner Tage›

«Der neue Gedichtband des in Basel lebenden Appenzeller Lyrikers und Malers Werner Lutz mit dem Titel Die Ebenen meiner Tage trägt den Untertitel Gedichte im Dialog. Es handelt sich um neue ... lyrische Texte ... auf der linken Buchseite jeweils linksbündig, auf der rechten Seite zentriert dargestellt.

Ich habe vor Jahren … darauf hingewiesen, dass Lutz in der zeitgenössischen Lyrikszene als ein unverwechselbarer, ja als ein erratischer Block dasteht, dessen Gedichte von unerwarteten, originellen Bildern gekennzeichnet sind, dass wir es hier mit einer eminent zeitgenössischen und zugleich zeitlosen, in jedem Fall aber grandiosen Lyrik zu tun haben, die sich vom Geschwätz … (hyper)moderner Lyrikproduktion entschieden abhebt. Das lyrische Ich ist allgegenwärtig, es schwankt hin und her zwischen Mutlosigkeit und Elan, zwischen Einsamkeit und überschäumender Lebensfreude. Die Natur mit all ihren Facetten spielt in den Gedichten dieses Meisters eine zentrale Rolle; ein altmodischer Ansatz, könnte man meinen, aber die Bilder, die er ihr abgewinnt, sind schlicht atemberaubend, neu und unverbraucht, und sie kennen in ihrer assoziativen Bandbreite keine Grenzen. …

Jeder Satz, jeder Gedanke beleuchtet das Dasein des Menschen, jeder aus einer andern Bildperspektive, und nicht nur jedes Gedicht, sondern auch jeder Satz von Werner Lutz steht mit allen übrigen im Dialog. … was in dieser Dichtkunst so unnachahmlich, so zwingend und gleichzeitig so frei, zu großer Literatur wird »

Erwin Messmer